Berlin. Laut Bundessozialminister Hubertus Heil sollen die Renten in diesem Jahr kräftiger steigen als bisher angenommen. Demnach soll es zum 1. Juli 2022 eine Steigerung um 5,35 Prozent im Westen und um 6,12 Prozent in Ostdeutschland geben. Diese Ankündigung begrüßt SoVD-Präsident Adolf Bauer: „Das ist ein wichtiges Signal für viele Rentner*innen in Krisenzeiten. Denn für eine Rentnerin, die 1.000 Euro Rente im Monat hat, bedeutet das ein Plus von 53,50 Euro in Westdeutschland beziehungsweise 61,20 Euro in Ostdeutschland. Vor dem Hintergrund der Inflation und gestiegener Energiepreise eine schlichtweg lebensnotwendige Anpassung für viele Rentnerinnen und Rentner.“
Kritik äußert Bauer jedoch am Nachholfaktor, den die Rentensteigerung beinhaltet. „Normalerweise wäre die Rentensteigerung eigentlich noch höher ausgefallen. Da die unterbliebene Rentenkürzung aus 2021 aber in diesem Jahr nachgeholt wird, ist die Rentensteigerung geringer ausgefallen. Wir halten die Reaktivierung des Nachholfaktors für falsch und lehnen sie daher ab.“ Der Rentenversicherungsbericht 2021 unterstreicht die Kritik des SoVD-Präsidenten. Demnach sollen nämlich die Renten bis 2035 um 37 Prozent steigen. Im gleichen Zeitraum wird eine Steigerung der Löhne um 52 Prozent prognostiziert. „Hier besteht jetzt schon ein Ungleichgewicht zu Lasten der Rentnerinnen und Rentner, das mit dem Nachholfaktor noch verstärkt würde. Mal davon abgesehen, dass in der Vergangenheit bereits zahlreiche Kürzungsfaktoren in der Rentenanpassungsformel, wie zum Beispiel der Riester- und der Nachhaltigkeitsfaktor, die Entwicklung der Renten gebremst haben“, erläutert Bauer weiter.
Auch die Stärkung der Generationengerechtigkeit wird aus Sicht des SoVD durch den Nachholfaktor nicht erreicht. Schließlich wirkt sich jede Rentenanpassung auch auf die Höhe der künftigen Renten aus. Somit stärkt die Reaktivierung des Nachholfaktors nicht die Generationengerechtigkeit, sondern sie mindert auch für künftige Generationen die Rentenhöhe.
V.iS.d.P: Peter-Michael Zernechel