Im November verabschiedete das Kabinett den „Dritten Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume“. In dem Papier weist das zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium unter anderem darauf hin, dass man in den meisten kreisfreien Städten mit dem Auto zwischen fünf und zehn Minuten benötige, um das nächstgelegene Krankenhaus zu erreichen. In ländlichen Regionen dagegen müsse man hierfür im Durchschnitt bis zu eine halbe Stunde einplanen.
Die unterschiedlichen Zeitspannen sieht das Ministerium durchaus kritisch. Die längeren Wege könnten schnell fatale Folgen haben, etwa wenn es um die Versorgung zeitkritischer Erkrankungen wie Schlaganfällen oder Herzinfarkten gehe.
Zunehmender Mangel an Praxen und Apotheken
Die schwierige Erreichbarkeit von Krankenhäusern ist jedoch nicht das einzige Problem auf dem Land. In einigen Gemeinden wird die gesundheitliche Versorgung der dort lebenden Menschen auch dadurch erschwert, dass viele ältere, niedergelassene Ärzt*innen in den Ruhestand gehen und niemand deren Praxis übernimmt. In ähnlich dramatischer Weise betrifft das auch Fachärzt*innen und Apotheker*innen.
Das Dilemma besteht darin, dass dem schwindenden Angebot eine wachsende Nachfrage gegenübersteht. Denn mit den in Rente gehenden Berufsgruppen altern auch deren Patient*innen und Kund*innen. Eine älter werdende Bevölkerung mit zunehmenden chronischen Erkrankungen ist dabei jedoch umso stärker auf gut erreichbare ärztliche Praxen, Krankenhäuser und Apotheken angewiesen. Das gilt natürlich in gleicher Weise für Angebote im Bereich Pflege.
Gerade in den genannten Punkten jedoch treten die Unterschiede zwischen Stadt und Land immer deutlicher zutage. In Ballungszentren wie auch in wohlhabenden Gegenden etwa gibt es deutlich mehr Ärzt*innen und Apotheken pro Einwohner*in als in ländlichen Regionen. Nicht selten müssen Krankenhäuser auf dem Land die dadurch entstehenden Versorgungslücken schließen. In der Folge sind Kliniken und auch Rettungsdienste dort zunehmend überlastet.
Schlechte Versorgung hat eventuell fatale Folgen
Als brisant könnte sich diese Problematik durch die Pandemie mit dem Coronavirus erweisen. Neben Großstädten, die eine hohe Zahl an Neuinfektionen aufweisen, gibt es sogenannte Hotspots längst auch an weniger urbanen Orten. Vor einer zunehmenden Quote an Ansteckungen mit dem Coronavirus in ländlichen Regionen warnte auch der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Prof. Dr. Christian Drosten.
Als eine wichtige Anlaufstelle für die Versorgung der Landbevölkerung sieht der Virologe in diesem Zusammenhang die Hausärzt*innen. Fälle nähmen Drosten zufolge oftmals dann einen ungünstigen Verlauf, wenn ältere Patient*innen erst zu spät ins Krankenhaus eingewiesen würden. Genau dieses Szenario könnte angesichts weit entfernter Praxen und Kliniken jedoch häufiger eintreten.
SoVD fordert Orientierung am Wohl der Patient*innen
Um gleichwertige Lebensverhältnisse für ganz Deutschland zu schaffen, ist es aus Sicht des SoVD geboten, stärker auf die Bedürfnisse der Patient*innen zu achten. Eine Unterversorgung ländlicher oder strukturschwacher Gebiete muss ebenso beseitigt werden wie eine Überversorgung in Ballungszentren. Für den SoVD besteht das Ziel in einer qualitativ hochwertigen Versorgung, die flächendeckend und wohnortnah erfolgen kann.