Ob Antibiotika, Blutdrucksenker oder Schmerzmittel für Kinder: Wer diese oder andere Präparate in Apotheken verlangt, stößt immer häufiger auf ein Kopfschütteln. Zwar gibt es meist ein Alternativmittel, dennoch warnen Apotheker*innen vor einer möglichen Verschärfung der anhaltenden Lieferengpässe. Für eine bedarfsorientierte Versorgung mit Arzneimitteln setzt sich auch der SoVD ein.
Mit dem Winter gewinnt die Infektionswelle zunehmend an Fahrt. Und ausgerechnet jetzt sind zahlreiche Medikamente nicht verfügbar – egal, ob mit oder ohne Rezept. Das betrifft keinesfalls Nischenprodukte, sondern Präparate, die häufig verschrieben und gerne gekauft werden. Eines von vielen Beispielen sind schmerzlindernde Fiebersäfte für Kinder.
Apothekerverband sieht aktuelle Lage mit Sorge
Als „sehr bedeutend“ bewertete Hans-Peter Hubmann vom Deutschen Apothekerverband das Problem gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Zwar gebe es hin und wieder Lieferengpässe, weil ein Produzent ausfällt. Aber die Menge und die Länge des Ausfalls, so Hubmann, sei deutlich dramatischer geworden.
Ist die Produktion von Arzneimitteln nicht lukrativ?
Die Ursachen für die anhaltenden Engpässe sind vielfältig. Was den Fiebersaft angeht, hätten laut Hubmann in den letzten Jahren nahezu alle Anbieter die Produktion eingestellt. Diese sei aufgrund des finanziellen Drucks und gleichbleibender Festbeträge nicht mehr wirtschaftlich gewesen. Bei Fiebersaft mit dem Wirkstoff Paracetamol muss ein einzelner Hersteller nahezu die gesamte Versorgung in Deutschland gewährleisten. Da derzeit extrem viele Kinder erkrankt sind, steigt die Nachfrage zusätzlich an.
Dagegen spricht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte von Problemen beim Verteilen. Die Knappheit sei zumindest teilweise darauf zurückzuführen, dass sich manche Apotheken und Großhändler das Lager voll machen und die Präparate andernorts fehlen.
SoVD: Marktwirtschaft sollte nicht an erster Stelle stehen
Apothekerverbände rechnen für dieses Jahr mit zunehmenden Lieferdefiziten. Das hänge mit der Globalisierung zusammen: Zwei von drei Orten, an denen Wirkstoffe für den europäischen Markt produziert werden, liegen in Asien. Dort fallen in der Regel weniger Kosten an. Kommt es dann vor Ort zu Problemen, ist schnell auch die Versorgung in Deutschland gefährdet.
Der SoVD möchte erreichen, dass die Versorgung mit Arzneimitteln nicht allein an marktwirtschaftlichen Zielen und Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Vielmehr sollten Nutzen, Qualität und Bezahlbarkeit an erster Stelle stehen.
Mehr Informationen zum Thema bietet die Broschüre „Arzneimittelpreise“. Sie finden Sie im Internet unter: www.sovd.de/arzneimittelpreise.